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Bosch Power Tools
WWF-Projekt auf den Philippinen

Aus Müll wird Mehrwert

Bild von einem Strand, an dem Plastikmüll angespült wurde.

Kunststoffe sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ein Großteil landet jedoch in Deponien oder in unseren Ozeanen, so auch im Golf von Davao auf den Philippinen. Der WWF und Bosch Power Tools setzen sich dafür ein, die Plastikverschmutzung vor Ort zu reduzieren. Durch enge Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Politik sollen nachhaltige Lösungen gefunden werden, um die Meeresumwelt zu schützen und die Lebensgrundlage der Anwohner zu sichern.

Ein Leben ohne Kunststoffe? Für uns heute kaum mehr vorstellbar. So ist es nicht verwunderlich, dass die weltweite Produktion seit 1950 um das Zweihundertfache¹ gestiegen ist. Und sie wächst weiter, jedes Jahr um mindestens vier Prozent.² Das Problem? Die meisten Plastikprodukte werden nur kurz genutzt und über 60 Prozent aller jemals produzierten Kunststoffe befinden sich bereits auf Deponien oder in der Umwelt. Geschätzte 80 bis 150 Millionen Tonnen Plastik treiben in unseren Ozeanen³ – und das Problem verschärft sich weiter.

Nachhaltige Initiativen im Golf von Davao

Der Golf von Davao auf den Philippinen liegt im sogenannten Korallendreieck, dem artenreichsten Meeresgebiet der Welt. Seit 2015 ist der WWF dort aktiv und setzt sich für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Gewässer ein. Seit 2023 unterstützt Bosch Power Tools vier Projekte des WWF. Das Projekt auf den Philippinen ist eins davon und liegt dem Geschäftsbereich besonders am Herzen – denn Kunststoff ist auch in Elektrowerkzeugen und Verpackungen ein wichtiger Bestandteil. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie und der Partnerschaft mit dem WWF Deutschland arbeitet Power Tools daran, das eingesetzte Material zu reduzieren und, wo immer möglich, recycelte Materialien zu verwenden.

Infografik zum Golf von Davao.
Der Golf von Davao liegt im Osten der Insel Mindanao und gehört zum Inselstaat der Philippinen. Er ist bekannt für seine große Artenvielfalt und sowohl für die Fischerei als auch für den Tourismus bedeutend.

Der Golf von Davao

liegt im sogenannten Korallendreieck, dem artenreichsten Meeresgebiet der Welt.

Gemeinsam gegen die Plastikflut

Ricky Biyo stammt aus Davao und leitet das Projekt vor Ort für den WWF. Er und sein Team unterstützen die Gemeinden dabei, die Verschmutzung der Meeresbucht wirksam einzudämmen. Denn Ricky ist bewusst: „Die starke Plastikmüllverschmutzung gefährdet nicht nur das marine Ökosystem, sondern auch die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung.“ Ziel des Projekts ist es, den Eintrag von Plastik in den Golf von Davao bis 2028 um mindestens 30 Prozent zu reduzieren. Dafür soll in den beiden Städten Davao City und Cagayan de Oro mit insgesamt fast 1,9 Millionen Einwohnenden, die Sammlung, Verwertung und Entsorgung der Wertstoffe deutlich verbessert werden.

„Wir helfen den Gemeinden auf unterschiedlichen Ebenen“, erläutert Ricky. „Wir arbeiten zum Beispiel eng mit der Lokalpolitik zusammen. So konnte bereits eine lokale Verordnung zur Beschränkung von Einwegplastik verabschiedet werden.“ Richtungsweisend wäre zwar ein vollständiges Verbot von Einwegplastik, doch auf bestimmte Einwegprodukte möchte man aus hygienischen und sanitären Gründen nicht verzichten und preiswerte Alternativen sind noch nicht ausreichend vorhanden. Ricky bleibt dennoch optimistisch: „Der politische Druck für ein internationales Plastikabkommen nimmt zu und gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort suchen wir nach nachhaltigen Lösungen.“

Zu sehen ist ein Mann auf einer belebten Straße auf den Philippinen, der eine grüne Mülltonne vor sich schiebt und in die Kamera lächelt.
Ricky Biyo für den WWF im Einsatz gegen die Plastikflut in seiner Heimat. © WWF Philippines

Effizientes Abfallmanagement

In der Stadt Cagayan de Oro lieferte eine umfassende Abfallanalyse- und Charakterisierungsstudie des WWF spannende Erkenntnisse: Über die Hälfte des Müllaufkommens besteht aus organischen Abfällen – ein enormes Potenzial für Kompostierung. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass etwa zehn Prozent des Restmülls bei richtiger Entsorgung recycelbar wäre. Auf dieser Grundlage wurden Aktionspläne entwickelt, um das Sammel-, Abfall- und Recyclingsystem gezielt zu verbessern. Auch hier besonders wichtig: die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette.

So wurden unter anderem Kontakte zu Trödelhändlern und weiteren Akteuren im Bereich des Plastikrecyclings aufgebaut, die nun besser an kommunale Sammelstellen angebunden werden. Auch größere Partner wie zum Beispiel ein Unternehmen, das Kunststoffabfälle zu neuen Produkten wie Tischen, Stühlen oder Töpfen verarbeitet, bringen sich ein. Durch eine engere Zusammenarbeit der Unternehmen und den Kommunen wird die Sortierung, Mengenerfassung und gesicherte Abnahme der gesammelten Kunststoffe verbessert. Dabei geht es auch um schwer recycelbare Materialien wie Laminatverpackungen oder Weichplastik. Ziel ist es, auch für diese minderwertigen Kunststoffarten praktikable Lösungen zu finden und sie in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. So entsteht eine Win-Win-Situation für Umwelt, Kommunen und Wirtschaft.

Menschen säubern den Binooan-Fluss, in dem sich Plastikmüll angesammelt hat.
Aufräumaktion im Binooan-Fluss. © WWF Philippines
PET-Flaschen werden zu Ballen gepresst.
PET-Flaschen werden vor dem Recyclingprozess zu Ballen gepresst. © WWF Philippines
Plastikberge mit gepressten PET-Flaschen in den Recyclingstationen.
Wachsende Plastikberge in den Recyclingstationen. © WWF Philippines
Das Bild zeigt elf Personen, das Projekteam auf den Philippinen.
Mit vereinten Kräften: Ricky Biyo und sein Team. © WWF Philippines
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Fünf Fragen an den WWF

Dr. Stefan Ziegler ist Biologe und beim WWF Deutschland für die Projekte in Südostasien zuständig. Er arbeitet seit über 20 Jahren für den WWF und hat bereits zahlreiche Vorhaben im Bereich Plastikmüll und Meeresverschmutzung geleitet.

Stefan, warum ist es wichtig, dass der WWF und Bosch Power Tools genau hier, auf den Philippinen im Golf von Davao, unterstützen?

Wir prüfen immer, in welcher Region unsere Expertise und Funding dringend benötigt werden und wo wir Chancen haben, ein Vorhaben auch erfolgreich umzusetzen. Der Golf von Davao ist ein Gebiet höchster biologischer Vielfalt, das akut durch Plastikmüll bedroht ist. Und wir haben ein sehr engagiertes Team mit guten Kontakten zu den lokalen politischen Entscheidungsträgern vor Ort. Das sind gute Voraussetzungen.

Was ist das Hauptziel des Projekts?

Das übergeordnete Projektziel ist, die Verschmutzung von Kunststoffabfällen im Golf von Davao bis zum Jahr 2028 um mindestens 30 Prozent zu reduzieren.

Wie ist das Projekt vor Ort organisiert? Wie läuft die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und Einwohnern?

In Davao City haben wir ein Team mit drei Mitarbeitenden. Sie besprechen Untersuchungsergebnisse mit den Behörden und politischen Entscheidungsträgern und geben Handlungsempfehlungen. Dabei werden sie von internationalen WWF-Expertinnen und -Experten unterstützt, insbesondere in den Bereichen Abfallwirtschaft, Unternehmensarbeit und Kommunikation.

Wo liegen die größten Herausforderungen?

Unser Projektziel ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Es ist leicht vermittelbar, wie wichtig es ist, die Abfallströme bereits bei der Entstehung zu trennen. Nur so kann eine sortenreine Trennung gewährleistet werden. Schwierig wird es dann bei der logistischen Umsetzung, denn Sammlungen müssen zwischengelagert und umgeladen werden. Solche Transferstationen brauchen Platz – und der ist in dicht bebauten Wohngebieten Mangelware. Auch aufgrund der hohen Temperaturen vor Ort ist eine gewisse Geruchsbelästigung meist unausweichlich und es ist nicht einfach, geeignete Areale zu finden.

Was ist der größte Erfolg seit Beginn des Projekts?

Ich bin ein Fan von wissenschaftlich basierten Daten. Aus anderen Projekten in Asien wusste ich, dass der organische Teil des Abfalls sehr hoch ist. Unsere Abfallanalyse- und Charakterisierungsstudie in Cagayan de Oro hat gezeigt, dass auch auf den Philippinen über die Hälfte der Abfälle organisch ist und weitere zehn Prozent des anfallenden Restmülls perspektivisch in den Recycling-Kreislauf überführt werden könnten. Diese Erkenntnisse können wir jetzt nutzen, um den Eintrag von Plastik in die Natur wirksam zu reduzieren.

Portrait von Stefan Ziegler.
Dr. Stefan Ziegler, Biologe bei WWF Deutschland

Fazit

Die Zusammenarbeit zwischen WWF Deutschland und Bosch Power Tools im Golf von Davao ist ein vielversprechendes Beispiel dafür, wie lokale und globale Akteure gemeinsam gegen die Plastikkrise vorgehen können. Die angestrebte Reduzierung der Plastikverschmutzung bis 2028 ist nicht nur ein Schritt in Richtung Umweltschutz, sondern auch eine Chance, das Bewusstsein für nachhaltige Praktiken in der Bevölkerung zu schärfen und langfristige Veränderungen zu bewirken.

¹Geyer et al. (2017); OECD (2022) – mit umfassender Aufbereitung durch Our World in Data. Global plastics production
²WWF Deutschland (2023). Faktenblatt: Plastikmüll in den Weltmeeren
³Ellen MacArthur Foundation (2017). The New Plastics Economy: Rethinking the Future of Plastics & Catalysing Action