Vom Wertstoffhof zum Werkzeugregal

Eine Welt, in der Elektrowerkzeuge ein zweites Leben erhalten, statt im Müll zu enden. Diese Vision war lange ein ehrgeiziges Ziel. Doch auf unzähligen Wertstoffhöfen, wo ausgediente Geräte ihr Ende finden, schlummert ein ungenutztes Ressourcenpotenzial: tonnenweise hochwertige Kunststoffe, die bislang in der Regel verbrannt wurden, statt sie zu recyceln und in neuen Produkten wiederzuverwenden. Bosch Power Tools hat sich dieser Herausforderung im Rahmen eines Pilotprojekts angenommen und beweist mit der limitierten Schlagbohrmaschine UniversalImpact 800 Closed Loop Edition, dass die Kreislaufwirtschaft für Elektrowerkzeuge keine Utopie mehr ist, sondern greifbare Realität.
Verborgener Wert: Warum Rohstoffe nicht zu Asche werden dürfen
Die Reise eines Elektrowerkzeugs endet in Deutschland meist auf dem Wertstoffhof. Dort, wo Metalle sorgfältig recycelt werden, finden andere wertvolle Rohstoffe bislang oft keinen Weg zurück in den Kreislauf. Insbesondere Kunststoffe werden in der Regel verbrannt – ein großer Verlust an Materialwert und eine verpasste Chance, Emissionen zu reduzieren. Hier setzte das Pilotprojekt von Bosch Power Tools in Zusammenarbeit mit externen Partnern an: Es galt, diesen Kreislauf zu schließen und eine Sonderedition eines Elektrowerkzeugs zu entwickeln, dessen Gehäuse* zu einem Großteil aus recyceltem technischen Kunststoff ausrangierter Geräte besteht. Technische Kunststoffe sind Kunststoffe, die spezielle Eigenschaften haben, wie zum Beispiel besonders haltbar oder widerstandsfähig zu sein. Weil sie meist stärker und langlebiger sind als einfache Kunststoffe, werden sie oft in Maschinen, Autos oder elektronischen Geräten verwendet.

78 % recycelter technischer Kunststoff
befindet sich im Produktgehäuse* der UniversalImpact 800 Closed Loop Edition
Die Spurensuche: Daten ebnen den Weg für das Recycling
Die größte Herausforderung des Projekts war die Sicherstellung der Materialqualität. Elektrowerkzeuge benötigen Kunststoffe, die sowohl wechselnden thermischen Beanspruchungen als auch möglichen auftretenden Stoßbelastungen widerstehen. Herkömmliche Recyclingmaterialien können diese Anforderungen oft nicht erfüllen oder sind nicht in der erforderlichen Qualität und Farbe auf dem Markt verfügbar. Das Ziel des Pilotprojekts war es daher, eine Sonderedition der Schlagbohrmaschine UniversalImpact 800 zu produzieren, deren Gehäuse* aus einem möglichst großen Anteil an recyceltem Kunststoff von Altgeräten besteht, ohne dabei Abstriche bei Optik, Haptik und der bekannten Bosch-Qualität zu machen.

Bevor neues Leben aus alten Gehäusen entstehen konnte, war zunächst viel Fleißarbeit gefragt. Eine umfassende Machbarkeitsstudie bildete das Fundament. Mehrere Tausend ausgediente Geräte wurden systematisch gesammelt und analysiert, um die Verfügbarkeit und Qualität der Kunststoffe zu ermitteln. Rund 6.900 Elektrowerkzeuge bildeten schließlich die Grundlage für eine Datenbank. Jedes Gerät wurde vollständig demontiert und nach unterschiedlichen Kriterien – von der Werkzeugart über das Gewicht bis hin zur Materialzusammensetzung – erfasst. Über eine halbe Million Datenpunkte wurden so zusammengetragen und ausgewertet. Diese wissenschaftlich fundierte Analyse gewährleistete, dass nur geeignete Kunststoffe für den weiteren Recyclingprozess ausgewählt wurden.
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Manuelle Sortierung der Elektrowerkzeuge, um sie für den Recyclingprozess vorzubereiten. -
Demontage von Geräten zur Vorbereitung des Recyclings. -
Sorgfältige Sortierung der einzelnen Komponenten.
Die Transformation: Vom Kunststofffragment zum hochwertigen Rezyklat

Aus den identifizierten Altgeräten wurden die glasfaserverstärkten Kunststoffe aussortiert – genau jene Materialien, die auch den herkömmlichen Elektrowerkzeugen von Bosch Power Tools zum Einsatz kommen. Nun konnte der Recyclingprozess für die Sonderedition beginnen: Die alten Gerätegehäuse wurden zu kleinsten Kunststoffteilchen zerkleinert, nach Farben sortiert und akribisch gereinigt. Durch einen speziellen Verschmelzungsprozess, die sogenannte Compoundierung, wurden die Kunststoffteilchen anschließend zu hochwertigem Rezyklat verarbeitet, das den strengen Qualitätsstandards von Neumaterial entsprach. Dieses Rezyklat konnte im letzten Schritt ohne Anpassungen auf bestehenden Produktionslinien von Bosch zu neuen Produktgehäusen* verarbeitet werden. So wurden auf diese Weise rund 6,5 Tonnen technischer Kunststoff wiedergewonnen.
Rund 6,5 Tonnen technischer Kunststoff
wurden im Rahmen dieses Projekts wiedergewonnen
Das Ergebnis: Qualität ohne Kompromisse
Das Ergebnis dieser Pionierarbeit ist die UniversalImpact 800 Closed Loop Edition. Eine Schlagbohrmaschine, die nicht nur durch ihre Leistung, sondern auch durch ihre Herkunft überzeugt. Insgesamt wurden rund 10.000 Stück dieser Sonderedition gefertigt. Das Produktgehäuse* ist zu 78 % aus recyceltem Kunststoff gefertigt, wobei die verbleibenden Anteile auf Komponenten wie Schalter, Bohrfutter und Softgrip entfallen, da sie aus anderen Kunststoffarten oder anderen Farben bestehen.
Die UniversalImpact 800 Closed Loop Edition ist ein wegweisendes Beispiel dafür, wie ein geschlossener Kreislauf – vom Rücklauf ausgedienter Elektrowerkzeuge über das Kunststoffrecycling bis hin zum Einsatz der Rezyklate in einem Neuprodukt – erfolgreich umgesetzt werden kann.

Fazit
Das Pilotprojekt UniversalImpact 800 Closed Loop Edition zeigt, wie sich aus scheinbar nutzlosen Altgeräten hochwertige Produkte mit voller Leistungsfähigkeit und Qualität entwickeln lassen. Ein erster Schritt, um den Materialkreislauf zu schließen.
* Alle von außen sichtbaren Komponenten des Hauptprodukts ohne Kabel und Zubehör.